Sara Lövestam – Wie ein Himmel voller Seehunde

Endlich

Auf diese Neuerscheinung habe ich mich schon lange gefreut, denn Sara Lövestam hat eine ganz besondere Begabung erstaunliche Geschichten von mutigen Menschen zu erzählen. Besonders gut hat mir bislang immer ihr liebevoller Umgang mit den Figuren und das geschickte Spiel mit Vorurteilen gefallen. Und um es vorwegzunehmen, auch »Wie ein Himmel voller Seehunde« hat mich begeistert.

Alles nicht so einfach

Mit fünfzehn ist man meist nicht sonderlich erpicht darauf, die Ferien mit seinen Eltern zu verbringen. Lollo jedenfalls ist schwer genervt, weil ihre Eltern sie genau dazu gezwungen haben. Auch die luxuriöse Yacht ihres Vaters und das schicke Sommerhaus können sie nicht über die Tatsache hinweg trösten, dass sie viel lieber mit ihrer besten Freundin nach Oslo gefahren wäre. Dort hätte sie jetzt garantiert mehr Spaß als auf dieser öden Schäreninsel.

Anna hingegen freut sich auf die Tage im Paradies. Gemeinsam mit ihrem Vater will sie Fische fangen und grillen, falls er nüchtern genug dazu ist. Und sie weiß auch schon, was sie sich diesmal aus dem Schrott neben ihrer Hütte basteln will: einen Scheinwerfer mit Pedalantrieb. Ihre Freunde und das Longboard wird sie zwar vermissen, aber Tradition ist Tradition. Auf die Bonzen und ihr lautstarkes Gehabe könnte sie allerdings dankend verzichten. Aber denen kann man ja einfach aus dem Weg gehen.

Dieses unheimliche Kribbeln

Eines Abends kreuzen sich Annas und Lollos Wege doch. Und was beide niemals für möglich gehalten hätten, geschieht. Sie verlieben sich. Wie zwei Magnete fühlen sie sich von einander angezogen, sind überwältigt von den Gefühlen, die sie durchströmen, dem Kribbeln und der unbändigen Lebensfreude, die sie mit- und umreißt. Aber immer wieder beschleichen sie auch Zweifel und Angst vor der eigenen Courage. Während Anna sich schon sehr sicher ist, dass sie Frauen mag, ist dieser Gedanke für Lollo noch vollkommen neu und fremd. Aber beide fragen sich: Wie sag ich’s meinen Freunden, meinen Eltern? Was wird sich ändern? Und ist das, was ich da fühle, überhaupt wahr?

Man ahnt, dass diese Ferien nicht mit einem Himmel voller Geigen oder Seehunde enden. So einfach macht es Sara Lövestam ihren Figuren nicht. Aber dass das Ende der Ferien nicht das Ende der Geschichte ist, kann ich hier schon verraten. Dennoch sollte jede diese beiden großartigen Teenager, die so ganz anders sind, als man zunächst vermutet, selber kennenlernen: die pragmatische Anna mit ihren wilden Haaren und den starken Armen, die ein Boot steuern und fischen kann. Und die bedächtige Lollo mit ihren witzigen Einfällen und der speziellen Art sich zu bewegen.

Mehr als ein Sommerbuch

»Ein Himmel voller Seehunde« ist so viel mehr als „nur“ ein Sommerbuch oder Jugendroman, oder in welche Schublade auch immer man es steckt. Es ist ein Buch über die erste große Liebe, eine der wohl intensivsten Erfahrungen im Leben. Es ist alterslos und jahreszeitenlos, auch weil es hervorragend erzählt und übersetzt ist. Ich hoffe sehr, dass Sara Lövestam nie die Lust am Schreiben verliert und ich mich bald wieder von ihr und einer neuen Geschichte überraschen lassen kann.

Mehr von Sara Lövestam und Stephanie Elisabeth Baur auf meinem Blog:


Cover Sara Lövestam, Wie ein Himmel voller Seehunden

Sara Lövestam
Wie ein Himmel voller Seehunde
Aus dem Schwedischen von Stephanie Elisabeth Baur
ISBN 978-3-499-21768-5
Rowohlt Taschenbuch Verlag