Bea Uusma – Die Expedition

Über die gescheiterte Nordpol-Expedition des Salomon August Andrée, den geheimnisvollen Tod der Männer und eine Obsession.

Am 11. Juli 1897 machten sich Salomon August Andrée, Nils Strindberg und Knut Frænkel auf, den Nordpol als Erste in einem Ballon zu überqueren. Allerdings verlief bereits der Start auf Spitzbergen alles andere als reibungslos.
Da der Ballon kaum an Höhe gewann, mussten sie schon jetzt einen Teil ihres Gepäcks über Bord werfen. Kurz darauf rissen die meisten Schleppleinen und der Ballon war nicht mehr steuerbar. Gas entwich unmerklich aus Millionen Löchern entlang der Nähte. Auf der Außenhaut gefror der arktische Nebel und drückte den Ballon immer weiter nach unten. Drei Tage nach dem Start mussten Andrée und seine Männer notlanden. Ihre hochfliegenden Pläne waren gescheitert.

Warum starben sie?

Zunächst versuchten Andrée, Strindberg und Frænkel ein 350 km entferntes Depot auf Frans Josefs Land zu erreichen. Aber da sie entgegen der Eisdrift liefen, kamen sie ihrem Ziel in sechs Wochen nur 22.5 km näher. Bald würde die Polarnacht hereinbrechen. Keiner würde sie dann mehr suchen. Das war ihnen nur zu bewusst. Also mussten sie einen Platz zum Überwintern finden.

Am 5. Oktober erreichten sie festes Land und schlugen ihre Zelte auf. Drei Tage später waren sie tot. Warum die Männer starben ist bis heute ein Rätsel, denn sie hatten ausreichend Nahrung, Kleidung und Munition dabei. Als man die Überreste der Andrée-Expedition dreißig Jahre später zufällig entdeckte, funktioniert sogar der Primus-Kocher noch. Sicher ist bis heute nur, dass Nils Strindberg als erster starb, denn er wurde als einziger bestattet. Was also kostete die Männer das Leben? Waren es Trichinen, eine Kohlenmonoxidvergiftung oder Botulismus?

Der Lösung auf der Spur

Das Rätsel hat im Laufe der Jahre unzählige Forscher beschäftigt. Bea Uusma selber stieß während einer Party auf ein Buch über die Expedition, begann zu lesen und war fasziniert. Kurze Zeit später besuchte sie deshalb das Andrée-Museum in Gränna und sah zum ersten Mal die Originalstücke, die damals in der Arktis geborgen wurden.

Dann las sie die Tagebücher, Nils Strindbergs Briefe an seine Verlobte und die gesamte Forschungsliteratur. Da sie all dies jedoch nicht weiterbrachte, studierte sie noch Medizin und unternahm eigene Expeditionen in die Arktis. Unter widrigsten Umständen versucht sie sogar einen Brief Nils Strindbergs zu bergen, den dieser noch aus dem Ballon abgeworfen hatten. Vergeblich. Aber eines Tages machte Bea Uusma in alten Akten eine erstaunliche Entdeckung.

Ein Stück weiblicher Expeditionsgeschichte

»Die Expedition« ist die mitreißende Dokumentation einer an Besessenheit grenzenden Suche nach Antworten. Die Collage aus Berichten, Tagebucheinträgen, Fotografien von damals und heute, samt der kriminaltechnischen Rekonstruktion des Fundortes, wissenschaftlichen Tabellen und Nils Strindbergs Liebesgeschichte machen das Buch zu einer fesselnden Lektüre. Man kann Bea Uusma für ihre Beharrlichkeit, ihren Mut und ihre Selbstüberwindung nur bewundern. Sie hat ein beeindruckendes Stück weiblicher Expeditionsgeschichte geschrieben.


Cover Bea Uusma, Die Expedition

Bea Uusma
Die Expedition. Eine Liebesgeschichte
Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann
ISBN 978-3-442-75497-7
btb Verlag