Manche Familien sind wie ein See. Oberflächlich scheint alles ruhig und still. Aber unten in der Tiefe wartet Ungeheuerliches darauf ans Tageslicht zu gelangen. Stürzt ein Fels in diesen See, überrollen die Wellen alles und jeden. Dann wird Schlamm aufgewühlt und keine hat eine Chance zu entkommen. Dieses Bild jedenfalls hatte ich vor Augen, als ich Vigdis Hjorths Roman »Bergljots Familie« gelesen habe.
Bergljot ist Mitte Vierzig und voller Wut und Hass auf ihre Familie. Vor Jahren schon hat sie mit ihren Eltern gebrochen und den Kontakt auf ein Minimum reduziert. Nur ihren eigenen Kindern zuliebe geht sie ans Telefon wenn ihre Mutter anruft. Schließlich will sie ihnen nicht die Großeltern nehmen. Und immer ist auch ein Funken Hoffnung dabei, dass ihre Eltern endlich zugeben, was sie ihr damals im Alter von fünf Jahren angetan haben. Aber den Eltern ist nichts wichtiger als den Anschein einer heilen Familie zu bewahren, um jeden Preis. Weiterlesen