Jens Henrik Jensen – Oxen – Das erste Opfer

Das erste Opfer
oder In Dänemark hängen sie Hunde

Manchmal ist sogar ein hochdekorierter Elitesoldat wie Niels Oxen zur falschen Zeit am falschen Ort. Gegen das Schicksal ist auch ein Held machtlos. Selbst in den entlegensten Wäldern Jütlands gibt es kein Entkommen. Nicht vor den Menschen und schon gar nicht vor den eigenen Dämonen. Als Niels Oxen auf einem seiner Streifzüge bei Schloss Nørlund einen gehängten Hund und einen leblosen Wachmann findet, ist ihm sofort klar, dass seine Probleme nicht weniger geworden sind.

Deshalb ist Oxen auch nicht sonderlich überrascht, als ihn die Kriminalpolizei in seinem Waldversteck aufstöbert, um ihn als Zeugen zu vernehmen. Ex-Botschafter Hans-Otto Corfitzen, Besitzer von Schloss Nørlund, ist unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen. Bedrohlich wird die Situation für Oxen erst, als der Geheimdienst ihn zum Verdächtigen Nummer eins erklärt. Da Oxen nicht als Sündenbock für einen Mord enden will, den er nicht begangen hat, bleibt ihm keine andere Wahl als das Angebot des PET anzunehmen und zu ermitteln.

Höchst widerwillig stimmt er deshalb zu, mit der Geheimdienstmitarbeiterin Margrethe Franck nach dem Täter zu fahnden. Die Frau mit den raspelkurzen blonden Haaren und dem merkwürdigen Gang ist ihm zunächst höchst suspekt. Als er aber merkt, dass sie seine seelischen Qualen sehr gut nachvollziehen kann, beginnt das Eis zu tauen.

Gemeinsam kommen sie einem uralten Geheimbund auf die Spur, der aufgrund eines Verbrechens in den eigenen Reihen um seinen Machterhalt kämpft. Ohne Rücksicht auf Verluste. Leichen verschwinden spurlos, ein Gärtner entpuppt sich als zwielichtiger Agent und Schloss Nørlund ist alles andere als ein altes Gemäuer. Oxen und Franck fliegen nicht wenige Kugeln um die Ohren und der Elitesoldat ist gezwungen, sämtliche Register seiner militärischen Ausbildung zu ziehen.

Ja, »Oxen – Das erste Opfer« ist ein Thriller, aber einer mit Humor und viel Selbstironie. Neben dem äußerst spannenden Plot sind es Frotzeleien wie diese, die mich für das Buch eingenommen haben: »Keine Giftpfeile, keine Speere, keine Falltüren«, murmelte Franck und leuchtete in den schmalen Flur. »Enttäuscht?« »Ach, nicht direkt. Wollen wir weiter, Indy?«. Auch die kleinen Spitzen gegen den Mythos vom glücklichsten Volk der Welt und den Hygge-Hype haben mir viel Spaß gemacht. Charmant finde ich auch, dass Jens Henrik Jensen an tatsächliche Ereignisse aus der dänischen Geschichte anknüpft und sie weiterspinnt.

Alles in allem ist dies ein wirklich intelligenter und fesselnder Thriller. Ich freu mich jedenfalls schon sehr auf den nächsten Band, schließlich sind noch nicht alle Rätsel um den perfiden Geheimbund gelöst. Und in dem Duo Franck/Oxen steckt auch noch einiges an Potential.


Cover Jens Henrik Jensen, Oxen - Das erste Opfer

Jens Henrik Jensen
Oxen. Das erste Opfer
Aus dem Dänischen von Friederike Buchinger
ISBN 978-3-423-26158-6
dtv