Gudrun Skretting – Mein Vater, das Kondom und andere nicht ganz dichte Sachen

Über Väter, die ersten Liebe, diverse Zusammenstöße und Dinge, die unbedingt wieder gerade gebogen werden müssen.

Vor vielen Milliarden Jahren prallte der Planet Theia mit der Erde zusammen. Theia zerbarst und die Erde geriet in eine Schieflage. Vor sechs Jahren kollidierte Antons Mutter mit dem 15er Bus. Sie starb und Antons Vater geriet in einer Schieflage, weshalb Antons Vater nach der Arbeit meistens trübsinnig auf dem Sofa sitzt, während in der Küche die Pizzapappschachtelberge wachsen.

Anton versteht sich prima mit seinem Vater, aber manchmal hätte er schon gerne ein Pausenbrot, dass nicht aus zwei Scheiben Graubrot und einer Scheibe Salamie besteht. Es muss ja nicht gleich das perfekte Biopausenbrot, wie bei seiner besten Freundin Ine sein, deren Mutter auch noch kluge Sprüche auf die Bananen schreibt. Auch ein Vorrat an sauberen Unterhosen wäre ganz nett. Dann müsste Anton nicht ersatzweise seine viel zu enge Speedo-Badhose anziehen und sich zum Gespött der Klasse machen.

Strickkurse und Klohäuschen

So kann es also nicht weitergehen. Antons Vater muss dringend geradegebogen werden. Und da der Vater seines Freundes Ole immer strahlt, wenn er Oles Mutter sieht, liegt die Lösung von Antons Problem nahe: sein Vater braucht eine Frau. Frauen stehen allerdings nicht so einfach vor der Tür und klingeln, es sei denn, sie sind Elektrikerinnen und wegen eines Stromausfalls bestellt. Antons Vater muss folglich dahin gelotst werden, wo viele Frauen und wenige Männer sind. Wegen der Konkurrenz und so. Also meldet Anton seinen Vater beim Strickkurs an.

Leider funktioniert der Plan besser als gedacht und Antons Vater sitzt fortan mit dem „Strickmonster“ Ulla auf dem Sofa und droht von ihr mit Haut und Haaren gefressen zu werden. Eine neuer Plan und eine neue Frau muss her. Antons Freundin Ine hat die zündende Idee: eine Kontaktanzeige. Wenn allerdings liebeshungrige Frauen bei einem Mann anrufen, der glaubt, sie seien an den Klohäuschen interessiert, die er verkauft, kann es durchaus zu Missverständnissen kommen.

Geplante Romantik

Aber nicht nur Anton hat Probleme. Schon seit einiger Zeit streiten sich Ines Eltern ständig. Die Liebe und das Glitzern in den Augen scheint ihnen abhanden gekommen zu sein. Dabei ist es doch so einfach, eine Beziehung wieder ins rechte Lot zu bringen. Das schreiben zumindest die ganzen Frauenzeitschriften. Ein paar Duftkerzen, Rosenblätter in der Badewanne, ein gutes Essen bei Kerzenlicht und schon ist alles wieder gut. Und wenn die Erwachsenen da nicht alleine drauf kommen, müssen die Kinder halt nachhelfen. Aber auch dieser gut gemeinte Plan scheitert kläglich, während Anton und Ine entdecken, dass sie mehr sind als nur gute Freunde.

Ich habe schon lange nicht mehr so ein lustiges, herzerfrischendes und tiefgründiges Kinderbuch gelesen, wie Gudrun Skrettings »Mein Vater, das Kondom und andere nicht ganz dichte Sachen.« Es steckt voller witziger Dialoge, trauriger Tatsachen und Sympathien für hormongebeutelte 13-Jährige, die irgendwie versuchen mit sich und dem Leben klarzukommen. Eigentlich sollte dieses Buch Pflichtlektüre für Eltern sein, die demnächst ein Pubertier im Hause haben. Und für alle anderen auch.


Cover Gudrun Skretting - Mein Vater, das Kondom und andere nicht ganz dichte Sachen

Gudrun Skretting
Mein Vater, das Kondom und andere
nicht ganz dichte Sachen
Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs
ISBN 978-3-551-58370-3
Carlsen Verlag