An anstrengenden Tagen wird mir die Stadt manchmal zu viel. Das Klingeln der Handys, das Geschiebe der Menschen, das Wummern der Bässe aus dem Kopfhörer meines Sitznachbarn oder der ganz spezielle olfaktorische Mix aus nassem Hund, Duschgel, Parfüm und alten Socken. Dann spüre ich ein leichtes Kribbeln in den Beinen und das steigende Bedürfnis umgehend die Flucht zu ergreifen. Nichts wie weg hier, die Laufschuhe anziehen und ab in den Wald.
Sune, der Erzähler aus Ingvar Ambjørnsens Roman Die Nacht träumt den Tag kennt diesen Fluchtreflex und die Sehnsucht nach Einsamkeit seit seiner Kindheit. Als Erwachsener verlässt er Frau und Kinder und geht in die Wälder Nordnorwegens. Er bricht in fremde Hütten ein und lebt von den Vorräten, die die Eigentümer dort gelagert haben. Er liest ihre Bücher und „leiht“ sich ihre Kleidung. Sind die Vorräte aufgebraucht, wandert er weiter, riecht den Wald, spürt das eiskalte Wasser der Bäche und lauscht den Vögeln und dem Wind in den Bäumen. Das Leben könnte so schön und einfach sein. Weiterlesen